jostbrigitte
Die 7 Todsünden aus dem Blickwinkel der psychologischen Astrologie - eine Serie in 7 Teilen
Aktualisiert: 7. Jan.
Teil 2: Trägheit
Worum geht es hier konkret?

Es geht nicht um die Trägheit, die jeder von uns mal genießt, wie zum Beispiel darum, mal auszuspannen oder wie man so schön sagt: „mal 5 gerade sein zu lassen“.
Mit Akedia ist vielleicht am ehesten „Überdruss“ gemeint.
Es geht um die Unfähigkeit im Hier und Jetzt zu sein.
Die Unfähigkeit in der eigenen Mitte zu sein.
Nichts passt dann. Alles ist blöd.
Das Essen schmeckt nicht, die Arbeit ist zu anstrengend, das Einkommen zu niedrig, die Wohnung zu klein, das Wetter zu schlecht. Der Partner geht einem auch auf die Nerven und im Verein ist alles nicht so wie man es gerne hätte.
Den Vorschlag des Partners, mal einen schönen Ausflug zu machen, passt einem erst Recht nicht und überhaupt selbst das Nichtstun oder der Gedanke ans Nichtstun bringt einen nicht in seine Mitte.
AKEDIA:
Ursprünglich haben Mönche diesen Ausdruck verwendet – sie verwendeten ihn im Zusammenhang mit einem Dämon: Den Dämon der Akedia
Es wurde angenommen, dieser Dämon reiße die Seele des Menschen auseinander und er hat daher keine Mitte mehr. Der Mensch ist dann nicht mehr bei sich.
Dieser Dämon wurde auch „Mittagsdämon“ genannt, weil er gerade um die Essenszeit gerne auftauchte (zwischen 10 und 14 Uhr).
Dieser Dämon passt gut, symbolisch gesehen, zur Krise der Lebensmitte.
Die Art der Unzufriedenheit, die sich in dieser Lebensphase oft bemerkbar macht, ist mit Akedia durchaus vergleichbar.
Nichts stellt einem zufrieden und am liebsten würde man vor sich selbst davonlaufen wollen.
Dahinter verbirgt sich die Unfähigkeit, etwas zu erreichen, weil es an Kraft und Durchhaltewillen fehlt.
Die Energie ist stark schwankend, das Wunschdenken groß und der Traum von Lösungen, die wie durch Zauberhand herbeischweben sind hartnäckig.
Durchaus werden immer wieder Versuche gestartet, den inneren Dämon beim Schopfe zu packen.
Dies kann sich auf unterschiedliche Arten zeigen:
Der Eine beginnt Hals über Kopf mit außerordentlicher Energie seine Vorsätze umzusetzen und leistet in sehr kurzer Zeit dann außerordentlich viel.
Danach kommt das große vermeintlich „verdiente Ausruhen“ nach getaner Arbeit. Leider beginnt genau da wieder der alte Schlendrian und Stück für Stück wird die Ausgangssituation wieder die Oberhand bekommen. Bis wieder nach geraumer Zeit plötzlich alles fast niedergerissen wird, um dann wieder aufzuhören und in Lustlosigkeit alles an sich vorbeiziehen zu lassen.
Ein anderes Szenario könnte sein:
Nichts wird verändert. Man kommt nicht in die Gänge, sondern versinkt lieber in Selbstmitleid oder fühlt sich vom Schicksal benachteiligt. Die Welt wird angeklagt, dass sie einem nicht bietet, was man sich wünscht und man ist der Meinung alle anderen die Erfolg haben, sind nicht durch harte Arbeit und Ausdauer an diesen Punkt gelangt, sondern haben einfach mehr Glück gehabt.
Letztlich ist es hier so, dass derjenige nicht weiß, was er sich wünscht, denn jeder erfüllte Wunsch führt zu einer Enttäuschung.
So sind hier Missgunst, Lethargie, Depressionen oft weitere Ausdrucksformen dieser Fehlhaltung.
Alles in allem führt dies leider zu der Tatsache, vieles im Leben nicht zu leben und mit fortschreitendem Lebensalter sich dessen immer mehr gewahr zu werden.
Kein Mensch ist in der Lage, alle Möglichkeiten, die sich im Bieten zu verwirklichen.
Ist die Summe des „nicht gelebten Lebens“ jedoch weit höher, als die „Summe des gelebten Lebens“, so führt dies im Alter oft zu Verbitterung und Bosheit.
Die Ratschläge der Mönche den Überdruss zu besiegen:
Sich eine klare Ordnung zu geben
den Tag zu strukturieren
den Tag mit einem Ritual zu beginnen und zu beenden
Sich fixe Zeiten für die Arbeit, für das Gebet, das Gespräch und die Stille zu setzen
Denn ist die Seele nicht in ihrer Mitte braucht sie umso mehr Struktur und Ordnung.
Indem man sich an diese äußere Ordnung hält, kommt auch die Seele wieder in ihre Mitte.
Weiters raten die Mönche:
Bleib bei dir selbst! Halte es mal mit dir selbst aus und bleib in deiner Zelle! = Bleib mal zuhause!
Lerne es mit dir selbst auszuhalten.
Auch heute ist es für viele von uns sehr schwierig, es mit sich selbst auszuhalten.
Viele von uns betäuben sich mit geschäftiger Betriebsamkeit.
Man stürzt sich in äußere Dinge, die einem Lust bringen, um vor sich selbst zu fliehen:
man ist ständig unterwegs,
redet viel,
ist neugierig,
liebt alles, was für Zerstreuung sorgt
Die Mönche:
Bei sich selbst aushalten kann man es nur, wenn man aufhört sich selbst zu bewerten.
Dann können die Dinge beginnen in seinem eigenen Inneren aufzusteigen.
Wenn die Unruhe in einem so stark wird, dass man meint sie nicht mehr aushalten zu können, dann ist es hilfreich, die Unruhe zu befragen, was sie einem sagen will.
Weitere Möglichkeiten mit den Inhalten die in einem Hochkommen wertfrei umzugehen könnten sein:
Diese wertfrei zu Papier zu bringen und im Anschluss dieses Blatt Papier in einem Ritual loszulassen (zum Beispiel. den Zettel in einer Feuerschale zu verbrennen)
Zu meditieren und die Dinge vorbeiziehen zu lassen, ohne sie zu bewerten
oder man bespricht sie mit einem Menschen seines Vertrauens oder wenn du gläubig bist, mit Gott
Unruhe weist immer auf unerledigte Probleme hin
Sie kann uns zeigen, dass wir uns noch nicht mit der Vergangenheit ausgesöhnt haben.
Vielleicht sind es Verletzungen aus der Kindheit oder aus anderen Episoden in unserer Lebensgeschichte.
Vielleicht hängen wir auch noch an Illusionen fest, die wir uns hinsichtlich unseres Lebens gemacht haben, die aber wie Seifenblasen zerplatzt sind?
Sobald es einem gelingt, es mit sich selbst auszuhalten wird man vom Überdruss geheilt.
Sehr schön finde ich, hier an dieser Stelle lesen zu dürfen, dass die frühen Kirchenväter davon sprechen, dass jeder von Geburt an, einen ENGEL hat.
Dieser ENGEL bleibt das ganze Leben über an der Seite des Menschen den er begleitet, komme was wolle.
Egal wie „zum Davonrennen“ man sich selbst findet, der ENGEL bleit – ER IST DA!
Der Engel hält es bei seinem Menschen aus.
Vorschlag für eine Affirmation:
Mein Engel, er hält mich aus, auch wenn ich Gefahr laufe, selbst innerlich in alle Einzelteile zu zerbrechen und am liebsten vor mir selbst flüchten würde.
Er ist bei mir und (ver)-urteilt mich nicht.
Ich kann mich selbst annehmen, weil ich von Gott (vom Universum) ganz und gar angenommen bin.
Astrologie:
Eine Parallele zu diesem Thema bildet der Mond mit seiner Wunschkraft und seinem schnellen Zyklus und die damit einhergehende rasch veränderliche Energie.
Selbstkontrollfragen:
Wie sieht die Gegenüberstellung: gelebtes Leben – ungelebtes Leben bei mir aus?
Was möchte ich unbedingt verwirklichen?
Was habe ich bereits alles verwirklicht, was mir absolut wichtig ist?
Was hätte ich schon längst erledigen sollen?
Wovor drücke ich mich immer wieder oder rede mir die Dinge schön?
Wäre heute mein letzter Tag im Leben, wie sähe meine Bilanz aus? - Habe ich gelebt? – Was habe ich verabsäumt und versetzt mich jetzt in tiefe Trauer darüber?
Habe ich erkannt, was wirklich wichtig im Leben ist und habe ich diese Dinge in die Tat umgesetzt?
Quellen: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-traegheit
(35912) erstellt von: Der Sonntag / P. Anselm Grün OSB
Hajo Banzhaf: Zwischen Himmel und Erde
→ Hochmut S. 234 ff